Sitzung: 19.04.2024 Rat der Gemeinde Spiekeroog
Beschluss: mehrheitlich abgelehnt
Abstimmung: Ja: 3, Nein: 4, Enthaltungen: 2
Vorlage: 01/027/2024
Beschlussvorschlag:
Der Rat der Gemeinde Spiekeroog stimmt einer befristeten, entgeltlichen Bereitstellung eines Stellplatzes am Standort Dorfplatz bis Ende Oktober 2024 zu.
Die Ausschussvorsitzende bittet BM Kösters, den Sachverhalt
zu erläutern. Dieser führt aus: Ein örtlicher Gastronom hat Mitte März einen
Food-Truck vor seinem Restaurant aufgestellt, Verwaltung und Bauordnungsamt
haben diesen Standort aus div. Gründen für nicht genehmigungsfähig erachtet,
eine Nutzung untersagt bzw. keine Genehmigungsfähigkeit in Aussicht gestellt.
Daraufhin wurde von dem Gastronomen ein Alternativstandort
auf einem Privatgrundstück angefragt, der Eigentümer hatte sich eine Bedenkzeit
erbeten. Die Verwaltung hat daraufhin für einen kurzen Übergangszeitraum einen
Standort auf dem Dorfplatz bereitgestellt.
Der Alternativstandort auf einem Privatgrundstück konnte
nicht realisiert werden, daraufhin fragt der örtliche Gastronom nun an,
inwieweit die Gemeinde in diesem Jahr einen Stellplatz gegen Entgelt anbieten
kann. Diese Einzelfallentscheidung stellt die Verwaltung aktuell zur
Beratung/Entscheidung, weiterhin würde die Verwaltung begrüßen, dass aufgezeigt
wird, ob und wie man sich der Thematik der mobilen, gastronomischen
Verkaufsstände grundsätzlich widmen möchte. Denn seit vielen Jahren gibt es
hier Diskussionen, die nie abgeschlossen wurden.
BM Kösters äußert sein Verständnis über die Verwunderung im
Dorf, dass hier plötzlich ein Food-Truck auf dem Dorfplatz stehe. Er habe, bis
zu einer finalen Standortentscheidung, nur helfen wollen und der Standort auf
dem Dorfplatz, wo im Winter immer die Glühweinbude steht, sei für solche Zwecke
grundsätzlich geeignet. Er weist jedoch die Dorfgespräche zurück, dass diversen
Gastronomen der Standort Dorfplatz verwehrt wurde. In seiner Zeit als
Bürgermeister gab es keine solche Anfrage, in der Zeit davor hätte er
mitbekommen, dass ein Insulaner grundsätzliches Interesse geäußert habe, sich
dann aber nie wieder bei der Verwaltung gemeldet habe. Es gibt auch innerhalb
der letzten 7 Jahre keine Beratungen in den Gremien über Anfragen von
„Food-Trucks“, abgesehen von der Anfrage der NSB, welche im Zusammenhang mit
dem Umbau der Strandhalle steht. Die Verwaltung habe in Vorbereitung die Vor-
und Nachteile von Food-Trucks aufbereitet, BM Kösters spricht sich dafür aus,
für dieses Jahr den Food-Truck auf dem Dorfplatz zu belassen und ein richtiges
Konzept im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramms zu erarbeiten.
Ausschussvorsitzende Redelfs übernimmt das Wort, sie begrüßt
den Vorschlag einer Konzepterstellung innerhalb des Dorfentwicklungsprogramms,
denn dies würde gemeinsam mit dem Dorf erfolgen und die Vor- und Nachteile
sowie die Rahmenbedingungen müssen vernünftig abgewogen sein. Sie spricht sich
gegen eine befristete Vergabe aus, auf dem Dorfplatz hätte ein solches Angebot
nichts zu suchen.
Ratsmitglied Baumfalk berichtet aus der Stimmung im Dorf, es
sei ein lautes Geschrei, welches er nachvollziehen könne. Der Dorfplatz sei ein
guter Standort, da wollen auch andere hin. Außerdem sei es ein Zeichen von
Fairness, dass solche Standorte ausgeschrieben werden. Oder aber jeder dürfe,
dann würden sofort 5 Food-Trucks auf der Dorfwiese stehen. Der Gastronom sei
für seine Notlage selbst verantwortlich, er müsse sich um Genehmigungen
kümmern, wer Geld verdienen wolle, müsse alles selbst in die Hand nehmen. Es
sei nicht Aufgabe der Gemeinde hier zu helfen. Eine befristete Lösung sei für
ihn nicht darstellbar.
Ratsmitglied JO Bellstedt begrüßt ebenso den Vorschlag der
Verwaltung, dass eine Grundsatzdiskussion im Rahmen der Dorfentwicklung zu
führen sei. Er bittet, auch die optischen Gestaltungsgrundsätze zu
berücksichtigen. Ein solches Angebot müsse in die vorgegebenen Strukturen
passen, es dürfe kein inseluntypischer Anblick entstehen. Bei einer befristeten
Lösung könne er mitgehen.
Ratsmitglied Breuer sieht das Konzept ebenfalls in der
Dorfentwicklung. Aktuell gebe es viel „Bewegung“ im Dorf, einige gastronomische
Neueröffnungen oder Investitionen. Da dürfe ein neues Angebot nicht plötzlich
entstehen. Er finde Food-Trucks wichtig, aber nicht zum heutigen Zeitpunkt.
Ratsmitglied Schreiber schließt sich dem an, ein Standort
auf einem Privatgrundstück sei besser, auf keinen Fall auf dem Dorfplatz.
Ratsmitglied Andreesen hinterfragt, wie dann mit dem anderen
Food-Truck umgegangen werde. Seit einigen Jahren stehe dieser ohne Genehmigung
im Winter im Inseldorf, wenn auch auf einem nicht so frequentierten Standort.
Sie spricht sich für eine Gleichberechtigung aus, man kann nicht einen wegjagen
und den anderen dulden. Das müsse sauber abgearbeitet werden. Sie spricht sich
dafür aus, den Wagen übergangsweise in diesem Jahr auf dem Dorfplatz zu
belassen.
Ratsmitglied JU Bellstedt widerspricht RM Baumfalk, sie sehe
nicht das Risiko, dass über Nacht 5 Food-Trucks auf dem Dorfplatz stehen
würden. Aus ihrer Sicht könne der Wagen bis Oktober bleiben, die Vorgehensweise
einer Konzeptentwicklung im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramms begrüßt sie.
Ratsmitglied Baumfalk erklärt, dass der andere Food-Truck
eine ganzjährige Einnahmequelle bräuchte. Daher würde er im Winter im Dorf
stehen. Der Gastronom, der nun einen Standort auf dem Dorfplatz erreichen
möchte, hätte bereits eine ganzjährige Einnahmequelle mit seinem Restaurant.
Ratsmitglied Andreesen äußert sich dazu sehr kritisch, es
dürfe nicht mit zweierlei Maß gemessen werden. Der Gastronom hätte auch seine
Gründe, hier hänge u.a. auch ein Beschäftigungsverhältnis an dem Food-Truck.
Ratsvorsitzende Redelfs bittet um Abstimmung.